Weil sie wusste, dass sie nach Deutschland kommen will, hat sie bei einer wichtigen Prüfung in Rumänien leere Zettel abgegeben. – In unserem Gespräch erzählt Mariana, die sich mittlerweile als typisch deutsch bezeichnet, von ihrer Heimat Rumänien und von den Abenteuern und vielen Herausforderungen, die in Deutschland auf sie gewartet haben.
Seit wann bist du in Deutschland, Mariana?
Seit November 1992, also seit 30 Jahren. Ich war damals 19 und bin jetzt 49.
Wow, das ist eine lange Zeit. Lass mich mal überlegen – ich selbst bin seit 1985 hier, also noch ein bisschen länger. 😊
Ja, du bist schon als Kind hergekommen. Das ist von Vorteil.
Warum?
Weil du eine deutsche Schule besucht hast. Das hätte mir auch gutgetan. Denn dann hätte ich die Sprache anders gelernt. Ich habe bis heute Probleme mit den Artikeln. Wenn ich in der Schule die Grundkenntnisse in Grammatik beigebracht bekommen hätte, wäre es viel leichter gewesen. Wahrscheinlich könnte ich das heute noch nachholen, aber dazu bin ich zu faul.
(Ich lache.)
Aber es geht auch ohne.
War es schwer, Deutsch zu lernen?
Ja, allerdings. Gerade die drei verschiedenen Artikel richtig zuzuordnen, ist nicht immer einfach. Ich bin schwer reingekommen. Richtig gelernt habe ich die Sprache erst ein Jahr später, als ich meine Ausbildung begann. Ich bin so vorgegangen, dass ich alles, was ich im Unterricht hörte, irgendwie aufs Papier brachte. Mein damaliger Mann las sich dann alles durch und hat mir gezeigt, wie man es richtig schreibt. Danach habe ich es noch einmal geschrieben. So habe ich die Sprache gelernt.
Das heißt, du hattest gar keinen Sprachunterricht?
So gut wie gar nicht, nein.
Ist denn Rumänisch so viel anders?
Ja. Die Grammatik funktioniert anders. Der Artikel steht nicht vor dem Substantiv, sondern dahinter. „Der Rest“ heißt zum Beispiel „restul“. „ul“ ist dabei der Artikel. „Resturi“ wiederum sind die Reste. Dass der Artikel vorangestellt ist, finde ich schwierig.
Hast du es geplant, nach Deutschland zu kommen?
In Rumänien ist es so, dass du nach dem Abitur meist ein Jahr warten musst, bevor du einen Studienplatz bekommst, denn man muss eine recht schwierige Prüfung bestehen. Diese Prüfung hatte ich nicht bestanden und musste ein Jahr warten, um sie nochmal abzulegen.
Zu der Zeit hatte meine Tante aus Nordrhein-Westfalen mich eingeladen, sie in den Winterferien zu besuchen. Sie hat mir eine Einladung für drei Monate geschickt. Am 15. Januar sollte ich wieder zurückfliegen. An Silvester gab es eine Party in dem Ort und da habe ich meinen zukünftigen Ehemann kennengelernt. Ein Jahr später haben wir geheiratet.
Bis zur Hochzeit hatten wir nur per Telefon Kontakt. Oder per Brief. Um seine Briefe lesen und beantworten zu können, habe ich Unterstützung gebraucht. So lernte ich eine Deutschlehrerin kennen, die die Briefe für mich übersetzt hat und mir auch half, sie zu beantworten.
Mein damaliger Mann war meine erste große Liebe – ich war Hals über Kopf verknallt. Wir waren jung und es hat bei uns beiden geknallt. Ich war 18, er 26.
Was haben denn deine Eltern dazu gesagt?
Die waren geschockt. Meine Mutter hat geheult. Sie hatte das gar nicht richtig registriert, wollte abwarten und dachte, dass sich das noch legt. Sie ist davon ausgegangen, ich würde studieren. Ich habe sie in meine Gedankenwelt gar nicht mitgenommen, hatte ihr nicht erzählt, was ich vorhabe.
Ein Jahr nach dem Abitur bin ich mit ihr nach Bukarest gefahren, habe meine Prüfung erneut abgelegt. Das werde ich nie vergessen: Ich saß in diesem Riesensaal und war so abgeneigt und lustlos, dachte: „Warum sitze ich eigentlich hier? Ich will das alles nicht.“ In meinem Kopf hatte ich mich schon entschieden. Deshalb habe ich leere Zettel abgegeben.
Das hast du deiner Mutter aber nicht erzählt?
Natürlich nicht.
Wochen später habe ich die Ergebnisse bekommen, die natürlich katastrophal waren. Da habe ich mich ein bisschen geschämt.
Aber wir haben viel geredet und ich habe ihr erzählt, dass mein Freund nach Rumänien kommen wird, um mich zu heiraten. Da war sie platt.
Im Juni haben wir geheiratet, und im Mai hatte ich ihr erst davon erzählt.
Ach du meine Güte.
Das war richtig krank. Sie wollte wissen, seit wann das feststand. Ich meinte, das wüsste ich gar nicht; das hätte sich so ergeben. Er hatte mich nämlich per Brief gefragt.
Was sagt deine Mutter jetzt, nach so vielen Jahren?
Sie hat die Geschichte begleitet, hat mich danach auch oft in Deutschland besucht. Die Ehe hat dann doch nicht funktioniert. Seitdem kommt meine Mutter auch nicht mehr hierher.
Warum?
Sie begründet es damit, dass sie die lange Fahrt nicht mehr auf sich nehmen kann. Wobei sie das, was ich gemacht habe, rückblickend gut findet. Sie hat sich damit abgefunden. Der einzige Wermutstropfen ist, dass sie so weit weg lebt – und wir uns nur einmal im Jahr sehen.
Wo genau kommst du her? Und wie ist es dort?
Ploiești, das ist knapp 60 Kilometer nördlich von Bukarest. Ich habe in einem Dorf mit einer guten Anbindung an die kleine Industriestadt Ploiești gewohnt. Wir haben da gelebt, weil mein Vater in den Stadtwerken von Ploiești gearbeitet hat. Die Stadt an sich ist aber nicht sehenswert.
Und wie ist Bukarest?
So schön ist unsere Hauptstadt nicht, weil es da viel Beton gibt. Ceaușescu hat die schönen alten Häuser abgerissen und sie durch Wohnblocks ersetzt – ähnlich wie in Ostdeutschland. Du kannst die Stadt nicht mit anderen Metropolen vergleichen.
Würdest du Deutschen empfehlen, nach Rumänien zu reisen?
Ja, in Siebenbürgen gibt es einiges zu sehen. Dort wurde auch investiert. Da es nah an der Grenze ist, leben dort seit Langem viele Deutsche. Wenn du die Möglichkeit hast, nach Sighișoara zu fahren – zu Deutsch heißt es Schäßburg –, dann mach es. Die Stadt ist Weltkulturerbe – und wunderschön: überall alte, bunte Häuser, die restauriert wurden.
Mache ich vielleicht sogar nächsten Sommer.
Dann schau dir die Ecke Kronstadt, Temeswar, Hermannstadt an. In Hermannstadt gibt es einen riesigen Marktplatz mit Pflastersteinen und großen alten Häusern. Dazwischen moderne Sachen.
In Temeswar habe ich die Erfahrung gemacht, dass es sehr schön ist, es aber auch hässliche Ecken gibt. Ich habe mich teilweise in das Polen von vor dreißig Jahren zurückversetzt gefühlt.
Ja, die nicht so schönen Ecken gibt es auch, sogar in Hermannstadt. Gerade wenn du an den Stadtrand fährst, Richtung Autobahn, merkst du, dass da nichts gemacht wurde.
Wie sind denn Rumänen? Wie würdest du sie beschreiben?
Rumänen sind herzlich, hilfsbereit – aber auch sehr laut. Immer wenn ich in Rumänien bin, stelle ich fest: Wir reden laut. Auch wenn ich mit meiner Mutter telefoniere, sagt mein Freund immer: „Warum sprichst du so laut? Das klingt richtig aggressiv.“ Aber das gehört beim Rumänischsprechen dazu. Es wird viel gerufen – man redet auch körperbetont. Die Rumänen gestikulieren viel.
Aber die Menschen sind sehr herzlich. Immer wenn ich da bin, treffe ich die Nachbarn von früher. Die kommen dann zu Besuch, nehmen mich in den Arm.
Wobei meine Mutter sagt, dass sich in Rumänien viel verändert hat. Man hat vieles aus dem Westen übernommen. Dass die Leute sich nicht mehr so begegnen wie früher, das ist in Rumänien jetzt auch aktuell. Auch dort knüpft man Kontakte jetzt übers Internet. Früher war es so: Wenn du Bus gefahren bist, hast du dich mit Gott und der Welt unterhalten. Als ich damals mit dem Bus zur Schule gefahren bin, habe ich mich mit jedem unterhalten; das war normal.
Das ist heute nicht mehr. Heute sitzen alle mit ihrem Smartphone in der Hand; jeder ist für sich. Ich glaube, das hat unheimlich viel kaputt gemacht.
Ja, alles ist im Wandel. In Polen hat man früher an jeder Ecke typisch polnisches Essen bekommen, heute gibt’s dort auch überwiegend McDonald’s und Coca-Cola.
Das ist in Rumänien auch so.
Was wäre denn ein typisch rumänisches Gericht?
Typisch rumänisches Essen ist relativ schwer. Es wird viel mit Hackfleisch gekocht, mit Wein- und Kohlblättern. Es gibt auch hausgemachte Bratwurst mit richtig viel Knobi. Auch schwere Suppen. Kennst du Magensuppe?
Nee.
Mein älterer Bruder, der in Nordrhein-Westfalen lebt, bestellt, wenn wir da sind, immer Magensuppe. Ich hasse diese Suppe! Da kommt Rindermagen rein.
Ah, dann ist das Pansen. Das gibt es in Polen auch; dort heißt das Gericht „flaki“, also Innereien.
Mein Bruder ist verrückt danach. Und stell dir vor, in Rumänien gibt es mittlerweile auch Fertigsuppen – natürlich auch eine Fertig-Magensuppe. Mein Bruder kauft sich das kartonweise – ich kann das nicht verstehen. (Sie lacht.)
Ansonsten isst man in Rumänien auch viel Gemüse. Meerrettich wird beispielsweise geraspelt, mit Knoblauch vermischt und mit heißem Wasser übergossen, und man macht daraus Marinade. Die wird über einen Braten darübergegeben. Dazu wird Polenta gegessen; das ist auch typisch rumänisch.
Als Nachtisch gibt es Papanași, also Topfenknödel, die aus Quark gemacht werden. Oder frische Krapfen.
Ja, die gibt es in Polen auch, Berliner werden dort über den Fensterverkauf noch ganz warm angeboten.
Was auch Tradition hat, ist Cozonac, russischer Nussstrudel. Aber das ist unglaublich viel Arbeit. Ich habe schon mal versucht, den zu machen, aber er ist mir nicht gelungen.
Kommen wir nochmal auf die Zeit zu sprechen, als du nach Deutschland gekommen bist. Wie fandest du es hier? Warst du überrascht?
Ich bin im November hierhergekommen – das war nicht so schön. Es war dunkel, nass und trüb. Die Situation, auf einmal mit meinem Ehemann unter einem Dach zu leben, war ungewohnt. Ich habe unheimlich Heimweh nach meiner Familie gehabt und lange gebraucht, bis ich mich daran gewöhnt habe.
Ich hatte es schwer reinzukommen. Natürlich musste ich den Freundeskreis von meinem Exmann nutzen, weil ich selbst nicht in der Lage war, Kontakte zu knüpfen. Für die Freunde war es aber auch nicht einfach. Die haben sich bemüht, haben mich mitgenommen, wenn sie zum Schwimmen gegangen sind – aber ich konnte gar nicht schwimmen! In Rumänien hatten wir nie Schwimmunterricht.
Also saß ich im Schwimmbad und wusste nicht, was ich mit mir anfangen sollte. Die haben sich unterhalten, aber davon habe ich kaum etwas verstanden, weil sie so schnell gesprochen haben. Wenn sie Englisch sprachen, konnten sie es besser als ich. Ich war nicht in der Lage, eine Konversation zu führen. Es war wirklich schwer. Trotzdem habe ich versucht, mich zu integrieren, bin überall mitgegangen.
Und wo hast du in der Zeit gearbeitet?
Ich habe mich allein auf Arbeitssuche gemacht, weil ich gesehen habe, dass es in der Nähe eine Wäscherei gibt. Dort bin ich ohne großartige Deutschkenntnisse hingegangen, habe geklopft und gesagt: „Ich möchte hier arbeiten.“
Die haben mich angeguckt und gefragt, ob ich eine Arbeitserlaubnis hätte. Nein, hatte ich nicht – ich wusste gar nicht, dass ich eine brauche. Ich war so unerfahren und unwissend. Also bin ich zurück nach Hause, habe das meinem Exmann erzählt und der hat sich darum gekümmert. Irgendwann war ich wieder in der Wäscherei und habe denen meine Arbeitserlaubnis präsentiert.
Von da an habe ich an einer Riesenmangel gearbeitet, dachte aber gleichzeitig: Mariana, ist es das, was du willst? Irgendwann war mir klar: Das ist nicht mein Leben. Also hat meine damalige Schwiegermutter in einer Firma angerufen, wo sie selbst früher gearbeitet hat: Die stellen Dekoschmuck für Weihnachten und Ostern her. Ich durfte mich vorstellen und wurde genommen. Da habe ich ein halbes Jahr gearbeitet und dachte: Das ist doch dasselbe in Grün! Hier werde ich noch bekloppt – wenn ich nur Preise aufklebe und immer dasselbe mache. Natürlich muss man Geld verdienen, aber so?
Eine der Bekannten meines Exmannes war Altenpflegerin und schlug mir vor, eine Ausbildung zu machen. Ich habe sie einmal zu ihrer Arbeitsstelle begleitet und es hat mir gefallen, weil es ganz anders war. Die Tätigkeit ist anspruchsvoll und verantwortungsvoll und hat was mit Menschen zu tun. Im Grunde ist man auch teilweise in der Funktion eines Arztes – wenn etwas passiert, musst du gleich reagieren. – Ja, und so bin ich an die Ausbildung gekommen.
Mittlerweile bist du aber aufgestiegen, nicht wahr?
Nach der Ausbildung habe ich erstmal zehn Jahre in einem Heim gearbeitet und habe auch eine Weiterbildung zur gerontopsychiatrischen Fachkraft absolviert. Ich leitete dort einen Bereich, in dem die Menschen tagsüber betreut werden.
Irgendwann hatte ich ein Fernstudium im Bereich Sozialmanagement begonnen. Mit dieser Qualifikation hatte ich die Möglichkeit, als Pflegedienst- oder Einrichtungsleiterin zu arbeiten. Aber letztendlich habe ich auch das nicht gemacht.
Irgendwann war da eine Anzeige in der Zeitung, in der der Medizinische Dienst Gutachter suchte. Seitdem bin ich Gutachterin: Ich begutachte die Qualität von Pflege in Pflegeeinrichtungen.
Cooler Aufstieg.
Ja, aber es war alles ungeplant, hat sich irgendwie ergeben.
Hast du in deinem Berufs- oder auch Privatleben eigentlich mit Vorurteilen zu tun, weil du aus Rumänien kommst?
Überhaupt nicht. Am Anfang, in Warburg der 90er Jahre, hatte ich mit sehr vielen Vorurteilen zu kämpfen. Die Leute, mit denen ich in den Fabriken zusammengearbeitet habe, sind einfache Menschen, die eher nicht über den Tellerrand hinausschauen. Für die war ich immer die Rumänin, die nach Deutschland gekommen ist, um ihnen die Arbeit wegzunehmen. Und die Männer.
Ich habe damals den Stempel aufgedrückt bekommen, dass ich den Typen nur geheiratet habe, um nach Deutschland zu kommen. Das war so die Denkweise.
Aber seit ich im Norden bin, ist das nicht mehr so. Hier ticken die Menschen anders. Alle wissen, woher ich komme, aber ich habe nichts Negatives erlebt.
Viele Leute mit Migrationshintergrund berichten davon, dass sie ständig gefragt werden, woher sie kommen. Und dass sie davon genervt sind. Wirst du das auch gefragt? Und stört dich das?
Am Anfang kam das oft vor, inzwischen ist es selten. Es sind mittlerweile eher die Älteren, die fragen. Von den Jüngeren interessiert es keinen. Ich glaube, das ist inzwischen normal und spielt keine Rolle mehr, auch bei der Arbeit nicht.
Was für meinen Arbeitgeber allerdings wichtig ist, ist die Sprache. Es kommt schon mal vor, dass ich einen falschen Artikel nutze – aber wir lesen unsere Gutachten auch gegenseitig und korrigieren die Fehler. Wobei das nur Kleinigkeiten sind.
Hast du dir auch das Schreiben im Deutschen selbst beigebracht?
Ja.
Das ist der Hammer. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas möglich ist.
In der Pflege musst du unheimlich viel dokumentieren, und zwar jeden Tag. Du schreibst Berichte über die Pflegebedürftigen, du kommunizierst viel: mit Ärzten, Angehörigen, Therapeuten. Kommunikation ist in dem Job enorm wichtig – und so lernt man auch die Sprache. Ich hatte auch darum gebeten, dass mir meine Kollegen Bescheid sagen, wenn einen Fehler mache.
Das ist wirklich spannend, denn ich kenne es so, dass man nebenbei immer an einem Sprachkurs teilnimmt.
Könntest du dir eigentlich vorstellen zurückzukehren?
Nein.
Das kam wie aus der Pistole geschossen.
Mein Zuhause sehe ich mittlerweile hier. Ich habe nur 19 Jahre in Rumänien gelebt – und 30 Jahre in Deutschland. Ich bin voll integriert, habe Freunde, Arbeitskollegen, einen Job, einen Partner. Was habe ich in Rumänien? Meine Mutter und meinen anderen Bruder und dessen Familie, mehr nicht. Es gibt nichts, was mich dort hinzieht. Dazu bin ich zu lange weg.
Ich selbst bin ja noch länger weg. Aber immer wenn ich in Polen bin, macht es Klick: Es ist anders, es ist cool, es gefällt mir, ich bin Teil davon. Hast du das nicht auch?
Nein.
Du bist also durch und durch deutsch, ja? Ich selbst kann mich nicht entscheiden.
Ich bin so geworden: zu einer typischen Deutschen: pflichtbewusst, perfektionistisch. Diese Eigenschaften habe ich von den Deutschen übernommen. Bloß steht man sich damit oft selbst im Weg. Ich habe immer gedacht, ich muss diese Charaktereigenschaften entwickeln, um da zu landen, wo ich jetzt bin.
Ich glaube, wenn ich Eigenschaften wie Pflichtbewusstsein, Perfektionismus, Ehrgeiz nicht übernommen hätte, hätte ich es schwer gehabt. Denn mein Eindruck war immer, ich müsse besser sein als die anderen. Weil ich keine Deutsche bin, sondern eine Rumänin. Den Gedanken, dass ich Rumänin bin und deshalb mehr geben muss, mich beweisen muss, hatte ich schon immer.
Das hat mich auch ein bisschen krank gemacht und verkrampft. Mir fällt es schwer loszulassen, zu sagen: „Das mache ich nicht.“ Ich bin jemand, der einfach macht. Alles, was ich sofort erledigen kann, erledige ich auch, selbst wenn es mir gerade schlecht geht.
Du meinst, du wärst nicht so geworden, wenn du in Rumänien geblieben wärst?
Genau. Das ist hier so gekommen, weil ich mich immer selbst unter Druck gesetzt habe, um die nötige Anerkennung zu bekommen. Ich denke, mit einer schwächeren Leistung hätte ich es nicht geschafft.
Und was sagt deine Mutter? „Du bist so deutsch“?
Nein, das sagt sie gar nicht. Ich glaube, dass meine Mutter das, was ich geschafft habe, sehr schätzt. Aber ihr ist vermutlich nicht bewusst, wie viel Mühe und Disziplin es mich gekostet hat.
Vielen Dank, Mariana, für das interessante Gespräch.
Wie wäre es mit Ungarn? Heiko, ein norddeutscher Jung, ist dorthin ausgewandert und ist glücklich. Zum Gespräch: Auswandern – nach Ungarn???
Meinen eigenen Aufenthalt in Temeswar habe ich natürlich ebenfalls satirisch verarbeitet. Die Geschichte erscheint demnächst. Also schau gern wieder vorbei!
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